Die Schellenrührer

sind nach wie vor eine der auffallendsten Erscheinungen im Werdenfelser Fasching. Der Schellenrührer wird von einem Vortänzer begleitet. Beide tragen lange, forstgrüne Hosen, die von reich verzierten, Hand gestickten Hosenträgern gehalten werden. Dazu ein weißes Hemd, graue Kniestrümpfe und Haferlschuhe. Mit einem Kopftuch bedecken sie ihre Haare, damit man sie nicht allzu leicht erkennt. Danach stülpen sie sich eine alte kunstvoll geschnitzte, bärtige Mannsbilder-Larvn über. Als Kopfbedeckung dient ihnen ein kegelförmiger, mit bunten Bändern verzierter, handgemachter Hut. Beide halten einen mit weißblauen Bändern verzierten, gebogenen Stock in den Händen. Der Vortänzer hält diesen mit leicht angewinkelten Armen auf Brusthöhe, während er, in einer Art Wechselschritt, um den Schellenrührer herumtanzt. Falls er die Aufmerksamkeit auf sich lenken will, springt er, ähnlich dem Seilhüpfen, über den Bogen. Je öfter er dies ohne Unterbrechung schafft, desto größer ist sein Ansehen bei der Faschingsgesellschaft. Der Schellenrührer trägt um seine Taille einen reich verzierten, breiten Riemen, an dem fünf kupferne Schellen befestigt sind. Diese bringt er durch etwas eigenartige, rhythmische Bewegung auf seinem Rücken zum Schellen. Diesen Bewegungsablauf nennt man im Volksmund „rühren“. Er muß dieses von Gasthaus zu Gasthaus rühren. Bedenkt man, daß diese Schellen ganze 42 Pfund schwer sind, versteht man, daß dieses Geschäft nur etwas für „g´standne Mannsbilder“ ist.

Die Fischer

werden vor allem von der Jugend geschätzt. Überall dort wo sie auftauchen, sind sie von einem Knäuel schreiender, juchzender und balgender Kinder umgeben. Diese versuchen verzweifelt, eine der Kostbarkeiten wie Wurst, Gudi oder Brezen, die an der Angel des Fischers hängen, zu ergattern. Die kennzeichnensten Kleidungsstücke des Anglers sind: lange, hohe Stiefel, ein weitscheibiger schwarzer Hut, eine Holzlarv´n und eine ca. drei Meter lange Angel, an der mit einer Schnur die Kostbarkeiten befestigt werden. Diese bewahrt er entweder im Fischlagl oder im Rucksack auf. Damit die Fischer nicht alles aus eigener Tasche bezahlen müssen, gehen sie bereits Wochen zuvor in die hiesigen Geschäfte und bitten um eine kleine Unterstützung. Diese wird meistens gerne gewährt und sie erhalten ihre Ware entweder als Spende oder zu äußerst günstigen Preisen, denn niemand will den Kindern die Freude nehmen, die ihnen durch die Fischer gebracht wird.

Die Maschkeramusi

Vielfach werden die Maschkera heute von einer Maschkeramusi, wie sie hier besonders typisch ist, begleitet: Ziachargl (Ziehharmonika), Gitarre, Stampfer, Löffel, Triangl, Waschbrettl, Brummtopf, (Der Brummtopf besteht aus einem Topf, einem Fell und einem Stab. Das Fell ist über den Topf gespannt und der, am unteren Ende eingekerbte Stab wird in der Fellmitte durch das Fell gesteckt. Durch eine Schnurwicklung ist der Stab fest mit dem Fell verbunden. Durch Reiben an dem Stab entsteht durch die Schwingungen der Membran ein brummendes Geräusch.) Tscheneun u.v.a. Die Musikanten sind oft unterschiedlich bekleidet, mit Fleckerlgwand, Mannsbilder- und Weibertracht, Wiesmadgwand oder als Kaschperl.

Die Biggalan

Hört man im Fasching den Ruf: „Biggalan kemma!“, so ergreifen sämtliche Kinder, soweit sie nicht in Begleitung ihrer Eltern oder anderer Erwachsener sind, die Flucht. Die Biggalan sind nämlich der Schreck aller Jugendlichen. Und das hat seinen geschichtlichen Hintergrund. Früher, als es in ganz Partenkirchen nur einen einzigen Gendarm gab, stellte sich dieser für ein paar Maß Bier einige kräftige junge Bauernburschen in seinen Dienst, um auch in der närrischen Zeit Herr der Lage zu sein. Dies konnte sich ungefähr folgendermaßen abspielen: Den Kindern war es untersagt, sich nach dem „Betläuten“ ohne Begleitung Erwachsener in den Straßen zu zeigen. Aber die meisten von ihnen wollten auch noch spät am Abend das Treiben der Maschkera beobachten. Nun war es die Aufgabe des Gendarms diese Kinder nach Hause zu bringen. Daß er damit überfordert war, ist sicherlich verständlich. Er ging deshalb in eine der naheliegenden Wirtshäuser und verdingte sich ein paar junge, kräftige Burschen, indem er ihnen einige Maß Bier spendierte. Diese gingen sofort nach Hause, um sich zu maskieren. Die Verkleidung bestand aus einem weißen Leinenhemd, einem Kissen, einer schwarzen Zipfelmütze, einem Kälberstrick und einer „Saubloda“. Das Kissen wurde am Rücken unter dem Hemd befestigt. Die Zipfelmütze zogen sie sich tief ins Gesicht, um sich unkenntlich zu machen. So trafen sie sich wieder alle im Gasthaus, um gemeinsam Jagd auf die Kinder zu machen. Gelang es ihnen einige zu erwischen, so erhielten diese eine gehörige Tracht Prügel mit der „Saublodern“. Das war aber nicht der einzige Gefallen, den die Biggalan der Obrigkeit taten. Sie halfen auch bei Wirtshausraufereien oder -räumungen dem Gendarm für Recht und Ordnung im närrischen Partenkirchen zu sorgen. Dabei mußten sie Wohl oder Übel auch ab und zu einige Hiebe einstecken. In diesen Fällen leistete das Kissen am Rücken wohltuende Hilfestellung. Heute sieht man nur noch selten Biggalan, denn sie wurden im Laufe der Zeit ihrer Aufgabe, die Polizei zu unterstützen, enthoben.

Die Jacklschutzer

entwickelten sich aus der Schlosser- und Schmiedezunft. Diese zogen früher, meist zu fünft, mit einer zwei mal zwei Meter großen Plane und einer Stoffpuppe, die man Jackl nannte, durch die Ortschaften. Die Puppe wurde so benannt, weil die Schmiede ihren Vorschlaghammer ebenfalls Jackl getauft hatten. Konnten sie ihren „Jackl“ schwingen, so hatten sie Arbeit. Wenn sie durch die Orte zogen, waren sie auf Arbeitssuche. Sie schutzten den „Jackl“ empor und baten die wohlhabenden Bürger um Arbeit. Nach dem Ende der Zünfte änderte sich nicht nur die Tracht, sondern auch der Sinn dieses alten Handwerkbrauchs. Er gefiel allen recht gut und so wurde er in den Fasching aufgenommen. Der Jackl war von nun an nicht mehr ein Symbol der Schmiede, er verkörperte jetzt vielmehr den Winter, den man hinausschutzen wollte. Aber nach wie vor sind die Jacklschutzer eine fünf Mann starke Gruppe. Vier davon tragen die „Blochn“ (Heuplane) mit dem Jackl. Der Fünfte ist der Sprecher und hält in seiner Hand einen kleinen Taktstock. Ihre Kleidung besteht aus blauwurchenen Hosen, einem über die Hose hängendem groben weißen Hemd, das mit einem Kälberstrick um die Hüften gebunden wird, einer schwarzen Zipfelmütze, grauen Kniestrümpfen, schwarzen Haferlschuhen und einer geschnitzten bärtigen Holzlarvn. Erreichten sie auf ihrem Weg eines der von ihnen gewünschten Ziele, meist ein Gasthaus oder das Haus eines ihnen wohlbekannten Bürgers, so spannen die viere die Plane und der fünfte trägt einen Vers vor. Damit wird der Betroffene entweder gelobt oder auf den Arm genommen. In den Wirtshäusern bekommen sie, ebenso wie die Schellenrührer und die Untersberger Mandl, nach einem alten überlieferten Übereinkommen zwischen Maschkera und Wirten, eine Maß Bier und eine Brotzeit. Verweigerte dies ihnen ein Wirt, so hatten sich die Jacklschutzer etwas besonderes ausgedacht. Sie ließen den Jackl, bevor sie in die Gaststube eintraten, in eine Pfütze fallen und schutzten ihn dann in der Stube an die Decke, und zwar so fest, daß dessen Abdruck deutlich sichtbar an der selbigen zurückblieb. Der Wirt konnte nichts anderes tun, als die Decke neu streichen zu lassen und das auf eigene Kosten. Das war sozusagen die Rache der Maschkera. Während die Jacklschutzer mit ihrer Blochn durch die Straßen ziehen, singen sie folgenden Vers:

„Litschga Latschga Lore, Litschga Latschga Lo, da Jackl is an Dreck ei´gfoin, da Jackl putzt se o. Litschga Latschga Lore…“

Haben sie ihre Ziele erreicht, so kann der fünfte etwa folgendes gesagt haben:

„Jat´s Jackele mach de aue an Witting Metzger sein First. Da Anda kimmt glei außa mit an Krätzn vui Wirscht!“

Oder:

„des hat früher jeds Kind scho bald g´wist, daß da Märkl da best Zahnaußerreißer ist!“

Hat er den Vers beendet, so zählt er laut: „Oans, zwoa und oans is´ drei.“ in diesem Augenblick fliegt der Jackerle in d´Höh. Nach derart lobenswerten Sprüchen erhalten sie dann auch meistens eine kleine Aufmerksamkeit.

Das Pfeifermandl

hat seinen Namen von seiner Holzlarv´n. Bei dieser bartlosen Maske ist der Mund so geschnitzt, als ob der Träger nun gerade vor sich hinpfeift. Und das tut dieser meist auch aus Leidenschaft. Frägt man ihn etwas, oder will er etwas sagen, so hat er nur ein Pfeifen übrig. Da er nicht sprechen muß, ist es oft sehr schwer, bei entsprechend guter Verkleidung, zu erkennen, wer hinter der Maske steckt. Auch war es für viele, die sich als Maschkera nicht zu sprechen getrauten, aber nicht auf ´s Maschkera gehen verzichten wollten, die ideale Maskierung.

Die Untersberger Mandl

sind ebenso wie die Schellenrührer ein Paar, nämlich Weiblein und Männlein. Sie stellen zwei überdimensionale Kobolde dar, die die Aufgabe haben, die bösen Geister zu erschrecken und aus dem Land hinauszujagen. Sie bestehen aus zwei riesigen Stopselhüten, einer übergroßen Männer- bzw. Weiberholzlarv´n, einer kurzen Lederhosen einem schwarzen Faltenrock, zwei Paar grauer Kniestrümpfe und zwei Paar Haverlschuhe. Bei ihrem Tanz durch die Straßen werden sie immer von einer „Maschkera Musi“ begleitet. In den Wirtshäusern erholen sie sich bei Brotzeit und Bier von den Strapazen. Dabei müssen sie allerdings ihre Masken ablegen. Auf diesen Augenblick warten die Kinder, damit ihnen ja nicht entgeht, wer unter der Maske steckt.

Das Muiradl

Es ist eine besondere Werdenfelser Attraktion ein entrindeter Baumstamm wird von mehreren Maschkeran „Pfoadscheißer“ (weißes langes Leinenhemd mit einer dicken Kordel um die Hüften gebunden) gezogen, auf dem ein oder zwei Wagenräder montiert sind. Diese haben immer Berührung mit dem Boden, auf welche Seite sie auch kippen. Auf dem Wagenrad sitzen zwei Burschen als Paar verkleidet. Je schneller die Maschkera laufen, desto schneller dreht sich das Rad. Es dreht sich so schnell, daß sich die beiden auf dem Rad nur mit Hilfe des durch die Radnabe gesteckten Stockes mühsam halten können.

Nach oben scrollen